Costa Brava Stage Run 2023

28.04.2023

“Costa Brava” – und wir (Jenni und Chris) denken an, Sonne, Strand, Meer, Touristen und hässliche Hotelburgen. Ein 3-Tages-Trailrun mit zwei Übernachtungen an dieser Küste? Hm, wir fragten uns, wo sind denn eigentlich die Trails und wo die Berge?

Also gut, das klingt spannend und daher eine Veranstaltung nach unserem Geschmack. 

Ein 3-Tages Event bei welchem das Gepäck vom Veranstalter vom Start zum Ziel transportiert wird. Es konnte zwischen zwei Streckenlängen von insgesamt 80km (3.000 hm+) und 120km (4.000hm+) gewählt werden, wobei für die kürzere Variante jeweils an zwei Tagen 20km weniger zu bewältigen waren. Ein Blick in das „Racebook“ offenbarte uns, welchen Herausforderungen wir gegenüberstehen würden und uns wurde sehr schnell klar, dass auf und ab auf schmalen, steilen Trails sowie tiefe Sandpassagen und längere Uferpromenaden, werden uns einiges abverlangen. 

Der erste Tag startete mit Teilnehmern aus 20 verschiedenen Nationen erst gegen Mittag mit moderaten 22km bei bestem Wetter. Wir konnten also ausschlafen, gemütlich Frühstücken, mit Anderen plaudern und die Startunterlagen abholen. An diesem Tag starteten alle Teilnehmer gemeinsam, so dass wir mit rund 300 Startern an der Promenade von Blanes unter den skeptischen Blicken einiger Touristen losstürmten. Schon nach wenigen Metern ging es steil bergauf durch einen botanischen Garten und wieder steil hinunter in die nächste Bucht. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, das Treppensteigen unser ständiger Begleiter in den nächsten drei Tagen sein würde. Schon bald hatten wir unseren Rhythmus gefunden und konnten uns über herrliche Ausblicke in erste malerische Buchten freuen. Die lange Flanierpromenade von Lloret de Mar katapultierte uns in die reale Welt zurück und wir fragten uns, warum Touristen hier Urlaub machen. Die nächsten Streckenabschnitte entschädigten uns wieder und waren abwechslungsreich sowie technisch sehr anspruchsvoll zu laufen. Ein ständiges auf und ab mit Allem was das Trailrunning so attraktiv und spannend macht. Schmale Single Trails, unzählige Stufen, herausstehende Wurzeln, lose Steine, glatter Fels, tiefer Sand sowie atemberaubende Ausblicke auf kleine Buchten und das tiefblaue Meer. Nach gut drei Stunden erreichten wir schließlich unser Ziel der ersten Etappe Tossa de Mar. Erschöpft aber auch sehr zufrieden, konnten wir die Partystimmung am kleinen Sandstrand genießen und den Tag beim Abendessen im Hotel ausklingen lassen.

Der zweite Tag starte bereits um 6 Uhr mit Frühstück und einem Bustransfer zum Start der zweiten, deutlich längeren Etappe mit 48km. Einem gefühlt endlosen Strandabschnitt folgten die für die Costa Brava typischen, schmalen Trails entlang der Küste mit den bereits erwähnten, unzähligen Treppenstufen. Hinauf zu einem Leuchtturm mit grandiosem Ausblick – von hier konnte man bereits das Ziel am Ende einer von uns weit entfernten Bucht erahnen – und wieder sehr steil hinunter an den Strand. Malerische, kleine Buchten mit ständig wechselndem Gelände, forderten uns einiges ab und wir erreichten schließlich den finalen Abschnitt dieser Etappe mit einem 8 km langen Sandstrand. Fast am Ziel angekommen, galt es noch einen kleinen Fluss zu durchqueren – zweifellos ein Höhepunkt dieser Etappe – und im hüfthohen, eiskalten Wasser konnten wir uns etwas abkühlen. Auf den letzten 3 Kilometern am Strand von L`Estatit galt es den Kopf auszuschalten und wir erreichten schließlich abgekämpft, aber sehr glücklich unser Etappenziel.

Der dritte und finale Tag unseres Laufabenteuers folgte dem gleichen Zeitplan und gleichen Kilometern, wie der Tag zuvor. Allerdings hatte der für diese Gegend bekannte Tramuntana Wind aufgefrischt und wir sollten das später noch deutlicher zu spüren bekommen. Diese Etappe startete in Roses und führte uns zunächst auf einem angenehm zu laufenden Küstenweg zum ersten Berg, den wir – zurück in technisch anspruchsvollem Gelände – überquerten, bis die zweite Verpflegungsstation in Cadaques erreicht wurde. Gut gestärkt ging es erneut steil bergauf zum zweiten Gipfel, der sich uns entgegenstellte. Schon jetzt wurde der Wind immer stärker und auf dem Hochplateau angekommen waren die Böen so heftig, dass wir ordentlich ausgebremst wurden. Zurück am stürmischen Meer, folgten wir für zehn Kilometer einem weniger spektakulären, eher flachen Weg entlang der Küste, bis es für die letzten 8 Kilometer wieder in technisches Gelände ging. Am finalen Schlussanstieg wurde zusätzlich das Atmen durch die Rauchentwicklung eines in der Nähe ausgebrochenen Waldbrandes noch erschwert und als wir den letzten Downhill hinunter nach Portbou unter den Trailschuhen spürten, fühlte es sich richtig gut an. 

Wir hatten gefinished, gemeinsam, ohne Verletzungen, es war ziemlich hart, wir hatten viel Spaß und haben nette Menschen kennengelernt.

Mit dem Bus zurück nach Blanes, genossen wir noch einen tollen Abend mit netten Sportlern und vielen Geschichten. Der kleine Veranstalter BiFree und seine Crew sorgen wirklich dafür, dass alle Sportler einfach das Event genießen können. Die Informationen werden täglich über Telegramm aktualisiert verteilt und offene Fragen können jederzeit gestellt werden. Die Crew sorgte an den Verpflegungsständen und auch in den Zielbereichen stets für eine Partystimmung und sorgten einfach dafür, dass alle gute Laune haben müssen. Wir werden auf alle Fälle wieder kommen!